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Gesellenstücke zur Guten Form aus Wesel, Teil zwei

Gesellenstücke zur Guten Form auf Innungsebene Wesel 2023, zweiter Teil
Von Vorbildern lernen

Jede Gesellenstückausstellung nutzt das Team der Tischlerinnung Wesel als Lehrstück für die Auszubildenden des neuen Jahrgangs, um Vorbildliches aufzuzeigen und aus den Fehlern anderer zu lernen.

Die Ausstellung der Gesellenstücke im HBZ Moers ist in der Tischlerinnung Wesel für die Azubis des Folgejahrgangs eine Pflichtveranstaltung. Es gilt, mit offenen Augen und Ohren wahrzunehmen, was gut gelungen ist und – fast noch wichtiger – auch aus dem zu lernen, was nicht so gelungen ist. Bei jedem Stück anzusprechen, was gut ist, aber auch kritisch zu benennen, was anders sein könnte, machen sich Lehrlingswart Jochem Reichenberg und seine beiden Mitstreiter aus dem HBZ Moers Peter Lindenbeck und Jonas Heise zur Aufgabe. Sinn der Veranstaltung: Anregungen für die Gestaltung des eigenen Gesellenstücks zu vermitteln und aus den Fehlern anderer zu lernen, die sie selbst im Fachgespräch erkannt haben. Am konkreten Beispiel lässt sich auf die Gestaltung und Konstruktion so eingehen, dass wiederkehrende Themen zur Sprache kommen. Dauerbrenner sind zum Beispiel verdeckte Bänder kontra Topfbänder, aber auch, Konstruktionsprinzipien wie »Spannung schafft Stabilität« zu erkennen und zu verstehen.

Die Vielfalt der ausgestellten Arbeiten hilft, anders als in immer gleichen tradierten Mustern zu denken: Junge Gesellinnen und Gesellen sollen frische Ideen umsetzen lernen und dazu brauchen sie fachkundige Anregungen. Ein Drehbeschlag muss nicht zwingend in eine Tür münden und ein Schiebebeschlag nicht zwingend in einen Schubkasten. Warum sollte man in einem Küchenmöbel zwingend eine Tür einbauen, wenn Auszüge die Anforderungen besser erfüllen? Ein clever konstruierter ausschwenkbarer Mülleimer kann ein wunderbares Drehteil abgeben.

Schöpfen aus dem Fundus

Über die Jahre formen die Gesellenstücke der Innung einen hohen Standard, an dem sich die jeweils neuen Auszubildenden messen. Gutes wird hervorgehoben und wenn grobe Fehler zu erkennen sind, werden sie eindeutig benannt. Das kann man in der öffentlichen Ausstellung nicht in Ruhe vermitteln, daher findet die gemeinsame Besichtigung der Stücke in Absprache mit den Auszubildenden des neuen dritten Lehrjahrs und ihren Betrieben am Samstag nach dem Aufbau statt. Das sind eine bis eineinhalb Stunden, die sich für alle Beteiligten auszahlen. Zu diesem Zeitpunkt ist noch alles formbar, auch wenn sich jemand schon auf eine Entwurfsidee festgelegt hat. Die letzte Korrektur vor dem Bau des Gesellenstücks findet im HBZ Moers bei der Zeichnungsgenehmigung statt – selbst dann lässt sich noch etwas bewegen, Einsicht und guter Wille natürlich vorausgesetzt, wenn eine Idee in der Umsetzung zu scheitern droht, mangels Erfahrung, mangels adäquater Begleitung in den Betrieben oder auch durch Selbstüberschätzung.

»Du sollst nicht stehlen« ist bekanntlich eines der zehn Gebote, dessen Nichtbefolgung geahndet wird. »Mit den Augen zu stehlen« ist eine Tugend, die nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Gemeint ist damit nicht, die Ideen anderer abzukupfern, sondern Gültiges daraus abzuleiten, das eigene Ideen in ihrer Ausrichtung beflügelt oder korrigiert. Der fachkundig begleitete Besuch einer Gesellenstückausstellung mit Auszubildenden schafft dazu eine ideale Möglichkeit. Wo immer sich die Gelegenheit bietet, sollte man sie wahrnehmen! Durch die Veröffentlichungen in dds möchten wir dazu beitragen, kritisches Bewusstsein zu schaffen. Kritik respektvoll zu äußern, gehört dazu und ist kein Zeichen von Überheblichkeit.


dds-Redakteur Johannes Niestrath hat in seiner Tischlerausbildung von einem alten Hasen den Rat erhalten, »mit den Augen zu stehlen«. Gesellenstücke zur Guten Form sind für ihn noch immer eine Sehschule, nicht nur in Wesel.


Mehr Gesellenstücke aus Wesel

Den ersten Teil der Gesellenstücke zur Guten Form auf Innungsebene Wesel haben wir bereits unter dem Titel Weil echtes Lob motiviert vorgestellt. Auch die Arbeiten der Vorjahre sind auf dds-online in der Rubrik Ausbildung –> Gesellenstücke zu finden.

Videotipp

Zu allen Stücken stellen wir Videos auf dem dds-Instagram-Kanal bereit. Vorbeischauen – und folgen! – lohnt sich.

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