Viele Schreinereien und Tischlereien möchten den Weg in die durchgängige Fertigung gehen, stehen dabei jedoch vor Hindernissen wie knappem Budget...
Nichts weniger als einen »Turbo für die Fertigung« versprach Markus Faust, als er mit seinem Impulsvortrag die diesjährigen digitalen Praxistage zu den Themen »Digitalisieren, Automatisieren, Optimieren« eröffnete. Den Schlüssel für sehr deutliche Effizienzsteigerungen sieht der Holztechnik-Ingenieur sowie Gründer und Inhaber der Firma AV-Line GmbH vor allem in der Arbeitsvorbereitung: Notwendig sind in jedem Fall Stücklisten sowie Fertigungspläne und jedes Bauteil ist eindeutig und mit einer projektübergreifenden Nummer gekennzeichnet. Nur so weiß der Maschinenbediener genau, wie er das Bauteil auf die Maschinen legen muss und welche Kante anzufahren ist. Monitore in der Fertigung, über die alle Mitarbeitenden jederzeit einen Blick auf die 3D-Darstellung werfen können, helfen ebenfalls, Fragen schnell zu klären und Fehler zu vermeiden. Und schließlich sollte bekannt sein, was überhaupt das eigene, ideale Betriebsauftragsvolumen ist. Dann gelingt es Maschinenpark und Team bestmöglich auszulasten, ohne Materialstaus zu verursachen.
Hier sehen Sie die Vorträge vom Vormittag des 27.09.2022
Keine Angst vor digitalen Projekten
Er ist Geschäftsführer der Holz-Design Gigler GmbH & Co. KG in Neubeuern und leitet die Forschungsabteilung: Josef Gigler sieht die Digitalisierung vor allem als Mittel zum Zweck. Die Intelligenz muss vor dem Rechner sitzen, um aus einer abstrakten Idee ein fertiges Handwerksprodukt zu entwickeln. Dazu begibt sich Josef Gigler in die Nähe der universitären Forschung, lebt enge Beziehungen zu den Entwicklungsabteilungen der namhaften IT-Unternehmen und bereichert theoretische Modelle mit seinen praktischen Erfahrungen. Josef Gigler spannt den Bogen noch viel weiter: Er stellt sich fundamentale Fragen, wie wir als Schreiner/-in heute und in Zukunft arbeiten wollen und welche Fähigkeiten und Fertigkeiten wir dafür brauchen.
Hier sehen Sie die Vorträge vom Nachmittag des 27.09.2022
Jung, dynamisch, ertragsorientiert
Bei den Teilnehmenden kam das neue Format gut an. Im »Werkstattgespräch« zeichneten dds-Redakteur Hubert Neumann und Simon Meinberg den ungewöhnlichen Lebensweg des jungen Tischlermeisters aus Berlin nach. 2021 erhielt er den dds-Nachwuchspreis der Arthur Francke’schen Stiftung. Heute ist Meinberg bei drei Unternehmen in der Geschäftsführung und war schon in diversen Fernsehsendungen zu sehen. Während das Planungsbüro Raumstation & Friends GmbH die Basis für neue kreative Ideen bildet, sind die Artis Engineering GmbH und die Stuhlfabrik Benneckenstein GmbH etablierte Betriebe, die es nun zu integrieren gilt. Teil des Prozesses ist die Optimierung und Vereinheitlichung der digitalen Infrastruktur. Im Sinne der Komplexitätsreduzierung hat sich Meinberg von einer 7-Achs-Roboterzelle getrennt, weil für fast alle Aufträge eine 5-Achs-CNC vollkommen ausreicht. Das ist nur konsequent, denn die Technik muss zum Unternehmen passen und darf kein Selbstzweck sein. –CG
Hier sehen Sie die Vorträge vom 28.09.2022
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